Wenn der Ritter verwundet wird trägt der Knappe die Narben
Aus der Trauerrede von Uwe Voss für den Bundestagsabgeordneten Gero Storjohann am 10. Februar 2023 in der Marienkirche zu Bad Segeberg
Liebe Familie,
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident – Lieber Daniel
sehr geehrter Herr Ministerpräsident a.D. – Lieber PHC
sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete
Mandatsträgerinnen und Mandatsträger
und Freunde, Wegbegleiter und liebe Trauergemeinde
Das soll es auch mit namentlichen Nennungen sein.
In unserer Trauer für Gero Storjohann sind wir alle gleich.
Das ist das Besondere an dieser Trauerfeier auf Wunsch der Familie und so passend für unseren Gero.
Gero Storjohann , Mitglied des Deutschen Bundestages ist am 29. Januar 2023 im Alter von 64 Jahren viel zu früh verstorben.
Lieber Dr. Johann Wadephul, lieber Jo
Du hast die großen Verdienste von Gero Storjohann und einiges darüber hinaus wunderbar beschrieben. – In den zahlreichen Traueranzeigen können wir die besonderen Verdienste nachlesen. Es sind viele Verdienste und viele Zahlen.
Es ist eine besondere Auszeichnung und Würdigung, dass Du, der Vorsitzende der Landesgruppe Schleswig-Holstein, auf Deinem Geburtstag hier bist. Vielen Dank für das würdige Gedenken im Deutschen Bundestag mit den Flaggen auf Halbmast und der Gedenkrede von Friedrich Merz im Plenum. Für Maren Storjohann danke ich auch den anderen Fraktionen für Ihre Kondolenzschreiben
Vielleicht verwundert es sie, das ausgerechnet ich heute hier stehe. Es gibt einige hier, die bessere Reden halten könnten. Aber es sollte zum Abschied von Gero auch seine Heimat zu Wort kommen. Gero hätte gesagt, wenn ich ihn heute anblicken könnte. „Nun mach mal Uwe“.
Im Wahlkreis war ich Gero Storjohanns ständiger Begleiter, Fahrer (Manchmal auch Beifahrer), sein Dr. Watson – Chronist mit über 1000 Artikeln in über 20 Jahren vom Landtag bis zum Bundestag. Der Knappe der die Narben trägt, wenn sein Ritter verwundet wird.
Auf jeder Autofahrt zum nächsten Termin habe ich auch nach über 20 Jahre Einsatz für meinen zunächst Landtagsabgeordneten und später Bundestagsabgeordneten und CDU Kreisvorsitzenden Neues gelernt. Er hat mich, den Mitarbeiter, als Partner und Freund auf Augenhöhe behandelt. Mehr noch, Gero hat mir vertraut. Das erfüllt mich mit Stolz. Heute fühle ich mich, wie viele andere auch hier in der Marienkirche, allein und irgendwie zurückgelassen.
Ich stehe hier auch als Freund der Familie. – Danke
Stellvertretend für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Büros in Berlin und Bad Segeberg, die wir heute in großer Anzahl unserem Chef die letzte Ehre in Dankbarkeit und Respekt erweisen sage ich „Danke Chef“. Chef so haben wir unseren Bundestagsabgeordneten voller Respekt intern genannt. Wir haben unseren Chef so hochgeschätzt und so viel von ihm gelernt. Er war uns immer zwei Schritte voraus.
Ich stehe hier für den CDU Kreisverband und stellvertretend für die Ortsverbände und Vereinigungen zu denen unser Kreisvorsitzender und später Ehrenkreisvorsitzender immer gekommen ist, wenn wir gerufen haben. Oft mit einer Einladung nach Berlin für verdiente Ehrenamtler. Die unvergesslich-legendären BPA-Fahrten und Currywurst-Tagestouren. Gero war auf diesen Touren immer bei uns, wenn es ging. Im Reichstag, unter der Kuppel, im Kanzleramt, auf dem Wasser, zur Adventszeit auf dem Weihnachtsmarkt, überall bei uns, seinen Leuten, nicht nur in Berlin.
Er war nicht nur unser Bundestagsabgeordneter und Kreisvorsitzender. Er war unser Gero.
Alle hatten seine Handynummer.
Unserem Gero waren wir wichtig. Die Menschen in den Städten und Dörfern zuhause.
Hier in Bad Segeberg war er zur Schule gegangen und hierher kehrte er als Bundestagsabgeordneter zurück um eine Stunde Wipo-Unterricht zu geben. Natürlich auch in anderen Schulen. Für die Bundesmittel zur Sanierung der Marienkirche und Neubau der Orgel, wie auch dem Bornhoeveder Gotteshaus St. Jacobi hat sich Gero Storjohann erfolgreich eingesetzt, genauso wie für die Wollspinnerei Blunck.
Hier standen wir gefühlt 100x in der Fußgängerzone am Stand, auch beim Glückscent-Verteilen und bei der Senioren Union. Auch wenn Gero gar nicht zur Wahl stand sondern es um Unterstützung für die anderen ging. Ich habe mich dann immer über meinen Chef geärgert, weil er so lange mit Leuten gesprochen hat. Wir hatten doch bei der Konrad Adenauer Stiftung gelernt: Schnell und Tschüss, viele erreichen im Wahlkampf. Aber Gero hat sich für die Menschen und ihre Meinung wirklich interessiert, wollte mehr wissen und helfen wo er konnte.
An diesen Ständen verteilte Gero immer Notizblöcke. Weil Gero immer praktisch gedacht hat, sollten auch die Giveaways einen Nutzen haben. Im Eingang steht ein letztes Mal ein Tisch mit Blöcken, der daran erinnert. Nehmen Sie sich bitte einige Blöcke mit. Sie sollen Sie im Alltag an unseren Bundestagsabgeordneten erinnern.
Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können. – So der Schriftsteller Jean Paul.
Unvergessen:
- Die Herbstspektakel im Wildpark Eekholt mit Dir lieber Peter Harry und Linus, dem Adler und dem großen „Licht an“ Plakat.
- Die Veranstaltungen mit Angela Merkel und Dir lieber Daniel und Dir Katja Rathje-Hoffmann im Norderstedter Stadtpark, die großartigen Fahrradtouren mit Hans-Joachim Grote, die Stände im Einkaufszentrum und die Besuche bei den Stadtwerken dort.
- Die „Berichte aus Berlin“ bei Versammlungen, den Grünkohlessen, den Neujahrsempfängen, Stadtradeln, Oktober- und Grillfesten und Tannenbaumentsorgung der Ortsverbände.
- Abpunschen und Angrillen in Kaltenkirchen und Bargteheide.
Bargteheide, wo Gero so gern war bei den freundlichen Menschen, u.a. beim Fahrrad-Sicherheitstraining für Jugendliche und auf dem Wochenmarkt. - In Bad Oldesloe auch mit Peter Harry Carstensen mit dem wir gerade mal auf dem Markt bis zum ersten Honigstand kamen. Später bei der Mahnwache für die Ukraine und unzählige andere Veranstaltungen.
- Krokusblütencaf‘e und Herbstmarkt in Leezen
- Nachbarschaftstreff für Flutopfer in Henstedt-Ulzburg im Garten vom Freund Volker Dornquast.
- Wir waren unterwegs Bei der Senioren Union und der Jungen Union, beim THW, den Tafeln, den Feuerwehren, der Verkehrswacht, dem Motorsportclub Kaltenkirchen, der Lebenshilfe, den Schützen, den Vereinen und Organisationen, dem Mittelstand, der Gastronomie, Veranstaltern und dem Einzelhandel zum Mutmachen in der Corona-Zeit, dem Einsatz für die Lungenklinik Borstel, Holsteins Herz, der Handwerkerschaft, Jobcenter, den Landwirten, Altenpflegeheimen und Demenzzentren, den Buchlesungen in den Kindergärten, den Tafeln … mit echtem Respekt für das Ehrenamt in jeder Form. Gero kam überall vorbei wo nicht geraucht wurde.
- Dankbar blicken einige Jugendliche aus den Kreisen Segeberg und Stormarn auf seine Patenschaften für Sie als Stipendiaten im Parlamentarischen Patenschafts Programm des Deutschen Bundestages für ihren USA Aufenthalt in Dankbarkeit zurück. – Stellvertretend danke ich Marlon Husmann und seiner Familie aus Struvenhütten für seine Beileidsbekundung.
- Verzeihen Sie die Unvollständigkeit der Aufzählungen
…und Seth. Sein Heimatdorf lag ihm so am Herzen. Da musste dann auch mal die große Politik zurückstehen. Unvergessen bleiben die Fahrradtouren, die Gero selbst organisierte. Hier war er auch Ortsvorsitzender, Gemeindevertreter und stellvertretender Bürgermeister gewesen. Voller Stolz hat Gero Dich, liebe Maren, in Deinem Bürgermeisteramt unterstützt.
Sein Lieblingsplatz war sein Garten wo wir uns mit bis zu 100 Personen auch mit dem Ministerpräsidenten zu Veranstaltungen trafen. – Ja er hat uns zu sich nachhause eingeladen. Die Tür stand offen. Gero liebte es zu Hause im Garten Feste zu veranstalten. Daher plant die Familie im Frühjahr ein Erinnerungsgartenfest für alle Nachbarn, Freunde und Wegbegleiter, um sich im persönlichen Rahmen zu Hause zu bedanken.
Auch sonst haben wir Gero hier mit Dir Maren auf dem Fahrrad in Segeberg und Stormarn gesehen. Immer bereit anzuhalten, für ein Gespräch …nicht mit dem Wähler …mit den Menschen. Fahrradpolitik war nicht nur sein Politikfeld im Bundestag. Er hat es gelebt. Ich glaube, Gero Storjohann war der einzige Politiker, der mehr Kilometer mit dem Fahrrad als mit dem Auto zurückgelegt hat. Hier zuhause und im dichten Verkehr von Berlin. Sein Einsatz für die Fahrradwege hier bei uns, bleibt unvergessen.
Hilfe für andere war Gero immer wichtig. Im Petitionsausschuss am großen Rad mit 14.300 Petitionen in einem Jahr. Aber besonders im Kleinen Hier zuhause. Da hat Gero zugehört und angepackt. Für die Logopäden, die einen so wunderbaren Trauer-Dankesbrief geschrieben haben. Für die Speditionen wo Gero mit dem Truck aus Bad Oldesloe mit dem Fernfahrer Steffen Mahler nach Ungarn losgefahren ist und Freundschaft geschlossen hat. Hilfe für alle, die Hilfe suchten.
Feindseligkeiten und Schimpfworte waren dem Parlamentarier fremd, der nie etwas anderes sein wollte als ein Parlamentarier.
Gero hat für viele von uns den Weg bereitet. Einige haben dieses gar nicht bemerkt.
Auf der Feier zum 60. Geburtstag im Margarethenhoff in Kisdorf hat unser Ministerpräsident Daniel Günther Gero Storjohanns Einsatz für die Heimatregion mit Bodenhaftung und Beständigkeit hervorgehoben.
Zum Beginn Deiner Rede hast Du, lieber Gero, auf dieser unvergessenen Feier gesagt: „Man lebt nur einmal. Aber wenn man es richtig macht, dann reicht das auch“.
Aber nur fas 65 Jahre ist einfach zu kurz bei einem solch außergewöhnlichen Menschen wie Dir. Wir vermissen Dich schon heute.
Danke Gero